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Baufirma-CEO bittet Basler Regierung um schnelles Handeln

Oscar Elias leitet ein grösseres Bauunternehmen der Region. Er macht sich Sorgen, weil aus Basel kaum noch Aufträge für Sanierungsprojekte eingehen.

Eine Branche geht bei den Streitereien zwischen Mietern, Hauseigentümerinnen und Investoren um die Basler Wohnpolitik gerne vergessen: die Baubranche. Dabei leidet sie im Moment besonders stark.

Oscar Elias, CEO der Stamm Bau AG, hat sich im September sorgenvoll mit einem Brief an Regierungsrat Kaspar Sutter gewandt. Der Einstieg ist sehr persönlich. Er schreibt, dass er selbst in Basel geboren und aufgewachsen sei, auch hier studiert habe, und bedankt sich bei Sutter für dessen Einsatz für «mein» Basel. Die Stadt liege ihm am Herzen, nicht zuletzt weil er «eines der grössten und traditionsreichsten Bauunternehmen der Region» leite. Die Stamm Bau AG mit über 300 festangestellten und rund 100 temporären Mitarbeitenden feiert in diesem Jahr ihr 180-jähriges Bestehen. Ihr Sitz liegt zwar in Arlesheim, die meisten Aufträge kommen laut Elias aber aus Basel.

Und um diese Aufträge geht es im Brief an Kaspar Sutter.

Keine Planungssicherheit mehr

Er stelle fest, dass «Projekte im Sanierungs- und Umbaubereich im Kanton Basel-Stadt in den letzten Monaten stark eingebrochen sind». Zwei Drittel des Umsatzes mache Stamm Bau mit Sanierungen – mit Umbauten, die auf den Erhalt von Liegenschaften abzielen würden. Leider seien diese Leistungen beim Wohnraum von privaten und institutionellen Vermietern in Basel-Stadt «vollkommen zum Erliegen gekommen». Die Ursache dafür sei das Wohnschutzgesetz, das auf die Initiative «Ja zum echten Wohnschutz» des Basler Mieterverbands zurückgeht.

Auf der anderen Seite entstehe kaum neuer Wohnraum, weil die Investoren «Basel meiden oder sich vom Markt verabschieden», schreibt Elias. Sie würden versuchen, ihre Immobilien in Basel abzustossen und in anderen Kantonen zu investieren. Die Planungssicherheit sei nicht mehr gegeben. Projekte würden «unberechenbar und übermässig risikobehaftet».

Seit 180 Jahren dürfe das Unternehmen die Stadt Basel nun «mitbauen und pflegen». Jetzt aber «machen wir uns Sorgen um die Immobilien und um die Bausubstanz unserer Stadt». Auch den negativen Einfluss des neuen Gesetzes auf die Wirtschaft und die Arbeitsplätze bekomme Stamm Bau bereits zu spüren.

Konservative Personalplanung

Auf Nachfrage, was das konkret bedeutet, sagt Elias, dass sowohl kleinere Hauseigentümer, Grossvermieterinnen als auch institutionelle Anleger derzeit «keine Offerten für Umbauvorhaben mehr bei uns einholen» würden. Er rechne damit, dass der Effekt des Wohnschutzes in den Jahren 2024 und 2025 noch stärker zum Tragen kommen werde. «Denn 2023 hatten wir noch Aufträge für Bauprojekte, die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes bewilligt worden sind.»

Das bedeute für sein Geschäft, dass «wir konservativer budgetieren, was die Personalplanung betrifft». Ausserdem fokussiere man nun auf Aufträge des Gewerbes, des Kantons und der Genossenschaften, die alle vom Wohnschutz ausgenommen sind.

Stamm Bau habe es gerade noch geschafft, schnell genug auf andere Segmente umzuschwenken. Andere Unternehmen habe es härter getroffen. Er wisse von einem Kollegen, der seine Mitarbeitenden ermuntere, Überstunden und Ferien jetzt zu beziehen, um noch der Kurzarbeit auszuweichen. Dabei wäre die Nachfrage nach Wohnraum sehr hoch. Die Ausgangslage für die Baubranche wäre «Bombe», wäre da nicht der Wohnschutz, der «vieles einfach verhindert». Dass der Rückgang an Aufträgen nicht hauptsächlich an der Bauteuerung liegt, macht Elias unter anderem daran fest, dass in Baselland weiterhin «saniert und gebaut wird».

Der Kanton evaluiert noch

Pascal Pfister, Co-Präsident des Mieterverbands, sagt dazu: «Dass das Volumen durch den Verzicht auf unnötige, den Wohnraum verteuernde Sanierungen zurückgeht, ist der Zweck des Wohnschutzgesetzes.» Er rechnet damit, dass sich das Volumen bei sanften Sanierungen wieder einpendeln werde, wenn die Rechtspraxis etabliert sei. «Die Vermieter warten ab, wie die konkreten Rahmenbedingungen aussehen. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Behörden proaktiver über die seit einem Jahr etablierte Praxis der Wohnschutzkommission informieren.»

Der Kanton ist allerdings gerade damit beschäftigt, die Auswirkungen des Wohnschutzes zu evaluieren. Darauf weist Kaspar Sutter in seinem Antwortschreiben an Oscar Elias von Mitte November hin. «Sollte Handlungsbedarf erkennbar sein», werde der Regierungsrat «Korrekturen prüfen und vorschlagen». Wie Pfister vermutet auch Sutter, dass die Eigentümer wieder mehr investieren würden, sobald die Wohnschutzkommission eine generelle Praxis entwickelt habe.

Elias indes erkennt jetzt Handlungsbedarf. Die Situation sei «gravierend». Er fordert einen Abbau der Regularien für Wohnen und Bauen, eine Einschränkung der Einsprachemöglichkeiten und Anreize für mehr Sanierungen, Verdichtung und die Schaffung von neuem Wohnraum. Auch sollten Vorschriften für rezyklierte Bauteile und energetische bauliche Massnahmen gelockert werden. Eigentümer müssten in Basel endlich wieder Planungssicherheit haben – und zwar besser heute als morgen.

Katrin Hauser ist Mitglied des lokalen Politikteams. Sie schreibt Analysen, Hintergründe und Porträts, macht aber auch gerne Beiträge zu lokalen Statistiken.Mehr Infos

Artikel von: bazonline
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