spot_img

Am Basler Marktplatz droht eine Bauruine

Der drohende Kollaps des Immobilienimperiums des Wiener Investors René Benko überschattet die Zukunft des Basler Globus-Projekts. Droht ein Baustopp?

Der Baulärm ist schon von weitem zu hören. Noch wird auf der Globus-Baustelle am Marktplatz hinter abgedeckten historischen Fassaden intensiv gearbeitet. Mit atemberaubender Geschwindigkeit werden in der tiefen Grube die Stockwerke hochgezogen.

Zeigte der letzte Augenschein vor rund zwei Monaten noch ein tiefes Loch, sind aktuell bereits zwei Untergeschosse im Rohbau fast fertig. Die Arbeiter sind im Parterre angekommen. Es geht voran. Doch wer weiss, wie lange noch? Denn das Imperium des Immobilien-Magnaten René Benko, zu dem Globus gehört, ist stark am Wanken.

Rasanter Fortschritt: Auf diesem Foto vom August sind die Arbeiter noch beim Rückbau und beim Aushub der Baugrube hinter den kulissenhaften alten Fassaden.
Foto: Simon Erlanger

Ein Imperium zerbröckelt

Dabei war Benko einst das Wunderkind der österreichischen Wirtschaft. Auf rund 25 Milliarden Euro wurde sein Imperium zu besten Zeiten geschätzt. Er spezialisierte sich auf Kaufhäuser an bester Lage. Dabei schien es ihm weniger um das kriselnde Retailgeschäft zu gehen als um die wertvollen Immobilien.

Doch seit die Zinsen steigen, gerät Benkos Reich zunehmend in Turbulenzen. Grosse Aufmerksamkeit erregte vor Monaten die Insolvenz der zur Benkos Signa Holding gehörenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Immer wieder sorgte Benkos Firmengeflecht seither für Schlagzeilen.

Die Erstellung des Rohbaus geht gut voran. Der neue Globus nimmt Gestalt an.
Foto: Kostas Maros

Letzte Woche spitzte sich die Lage zu. So wurde bekannt, dass sich der legendäre deutsche Unternehmensberater Roland Berger von seinem 1,64-Prozent-Anteil an Benkos Signa-Konzern trennen will. Daraufhin wurde bei mehreren Benko-Projekten ein Baustopp verfügt. So wurden am Freitag in der Hamburger Hafen-City die Arbeiten am rund eine Milliarde Euro teuren Elbtower gestoppt.

Am Mittwoch berichtete der «Spiegel», dass die Hamburger Regierung dem Investor mit Strafen drohe und sich den Rückbau des Elbtowers überlege. In Stuttgart wurde gleichzeitig die Planung für einen Einkaufskomplex vorerst gestoppt. Am Mittwoch meldete das «Handelsblatt», dass auch der Unternehmer Torsten Toeller, Gründer der Tiernahrungskette Fressnapf, sich von seinem 4,5-Prozent-Anteil an der Signa Holding trenne.

Was passiert mit Benkos Basler Projekt?

Bei all dem interessiert aus Basler Sicht vor allem, was für Auswirkungen diese Turbulenzen auf die Basler Globus-Baustelle haben. Zur Erinnerung: 2020 hat die Signa Holding zusammen mit dem thailändischen Retail-Giganten Central Group von der Migros die Magazine zum Globus AG für rund eine Milliarde Franken übernommen.

Inzwischen wurde Globus in eine Retail- und eine Immobiliengesellschaft aufgeteilt. Letztere ist in Luxemburg registriert und besteht aus Untergesellschaften, welche die einzelnen Warenhäuser besitzen. Dazu gibt es noch die Signa International an der Zürcher Bärengasse, die beim Basler Globus-Neubau als Bauherrin fungiert.

Das rasante Tempo bei der Erstellung des Rohbaus wird auch durch die Verwendung und Montage von Fertigelementen ermöglicht.
Foto: Kostas Maros

Wie komplex dieses Geflecht ist, wird jetzt klar. Denn gerne hätten wir gewusst, wie es mit der Basler Baugrube weitergeht: Wird das Globus-Projekt planmässig vollendet oder gibt es auch hier einen Baustopp? Und was passiert, sollte es gar zum Kollaps von Benkos Reich kommen? Doch niemand scheint zuständig zu sein.

Es herrscht Schweigen

Von Benko selbst ist in letzter Zeit kaum mehr etwas zu hören. Er scheint abgetaucht. Auch Nachfragen dieser Zeitung laufen ins Leere. E-Mails an die Medienstellen von Signa Holding in Wien und München werden nicht beantwortet, ebenso wenig Anrufe bei der Signa International in Zürich.

Wenigstens war die Globus-Zentrale für die «SonntagsZeitung» zu erreichen, die wie die BaZ zu Tamedia gehört. Man sei nicht betroffen, hiess es da: «Die Immobilien sind langfristig finanziert, und die Baustelle in Basel läuft planmässig weiter.»

Tatsächlich gibt es für den Basler Umbau einen Kredit von 172 Millionen Franken, der bis Ende Januar 2026 gilt. Davon hat Globus laut «SonntagsZeitung» 2022 bereits 94,3 Millionen Franken bezogen, in diesem Jahr kamen nochmals 10 Millionen dazu. Es sind also noch knapp 70 Millionen Franken vorhanden.

Für den Kanton ist alles Privatsache

Vonseiten des Kantons verweist Stadtentwickler Lukas Ott aus dem Präsidialdepartement darauf, dass der Neubau des Globus ein privates Projekt sei. «Der Kanton fungierte hier nur als Baubewilligungsbehörde und hat daher keine direkten Eingriffsmöglichkeiten», so Ott. Weil es sich beim Globus-Neubau aber um ein Projekt an exponierter Lage handle, verfolge der Regierungsrat die Vorgänge genau und sei mit der Bauherrschaft in Kontakt.

Immer verweisen Vertreter der Basler Wirtschaft und Politik für den Fall eines Ausfalls von Benko auf seine Partner aus Thailand als mögliche Retter in der Not. Die Central Group wolle aber nicht zum Alleineigentümer von Globus werden, berichtet Arthur Rutishauser in der «SonntagsZeitung».

Wenn Benko und seine Signa-Gruppe die Krise nicht überstehen, gehe das Basler Globus-Projekt deshalb an ein Konsortium unter Beteiligung der Basler Kantonalbank (BKB). Denn diese sei am Marktplatz Kreditgeber. BKB-Sprecher Patrick Riedo gibt am Mittwoch gegenüber der BaZ dazu keine Auskunft. Man rede nicht über Kundenbeziehungen.

Derweil wird in der Baugrube am Marktplatz fleissig weitergebaut.

Artikel von: bazonline
- Advertisement - spot_img
- Advertisement - spot_img
- Advertisement - spot_img

Letzte News...