Dass es einmal ein Ende haben wird, das Füsse-in-den-Sand-Stecken am Stadtrand – das Beachvolleyspielen bis tief in die Nacht und das Tanzen zum Lieblings-DJ am helllichten Tag, während die Kleinen «sändelen» – das war klar. Nach zweieinhalb Jahren Gastro-, Sport und Ausgangsbetrieb geht die wohl letzte Saison der Zwischennutzung nun zu Ende. Wehmut kommt dennoch auf in der «Closing Week» vom Szenetreff Lido.
«Abschiede sind wir uns langsam gewöhnt. Dieser fällt uns aber besonders schwer», schreiben die Betreiber in einem Post in den sozialen Medien. Und: Am Wochenende vom 13. bis zum 15. Oktober klappe man also noch ein allerletztes Mal die Luken hoch, hisse die Segel und salutiere mit einem herzerwärmenden Ahoi.
«Klar haben wir anfänglich gehofft, noch länger bleiben zu dürfen», räumt Lido-Mitgründer Till Schmidlin ein. Als wir den jungen Projektschaffenden wenige Wochen vor dem offiziellen Saisonende im Lido treffen, wirkt er noch zuversichtlich und mutmasst: «Der Baubeginn scheint sich zu verzögern – wer weiss, vielleicht können wir im März doch noch eine Saison anhängen.»
Auf Anfrage der BaZ bestätigt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement am Dienstag zwar, dass die Publikation für die Baubewilligung des Neubaus noch aussteht. Publiziert sei aber am 27. September bereits diejenige zum Rückbau einiger Gebäude – unter anderem der «Säulikantine» und diverser Garagenboxen worden, sagt Mediensprecher Daniel Hofer. Und auch die SBB bestätigen, dass man voraussichtlich im Januar 2024 mit Bauen beginnen werde, man sei also «auf Kurs». Eine Nutzung des Areals nach März 2024 verneint Pressesprecher Martin Meier. Man rechne mit einem planmässigen Baubeginn.
«Das Setting bot Freiheit pur – auf dem ganzen Lido gibt es diese Freiräume, schon wenn man aufs Areal kommt, spürte man das.»
Till Schmidlin, Lido-Betreiber
Zurzeit müsse man die Situation monatlich evaluieren, sagt Schmidlin und fügt an: Schliesslich könne es nach Publikation der Baubewilligung noch zu Einsprachen kommen. Die anderen Nutzenden werden die Parzelle bis am 31.12. abgeben müssen – darunter auch die Volta-Art-Stage und der Schwarze Peter, der im Frühling in der Erle Perle eröffnen werde. Schmidlin setzt sich auf einen der Liegestühle – barfuss. 160 Tonnen Sand habe man damals mit vier Lastern hergebracht. Die müsse man dann samt der Infrastruktur rückbauen. «Aber daran wollen wir noch nicht denken», meint er.
Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit Schmidlin, der vorher das Boulderloft im Elys aufgebaut hat, gemeinsam mit acht Bekannten das Lido gegründet hat. «Ich stand damals auf dem Dach vom Elys zum Feierabendbier und blickte auf die freie Fläche, als mir die Idee kam, darauf einen Freiraum einzurichten», erinnert sich Schmidlin, der nach seinem Sport-, Geografie- und Wirtschaftsstudium länger im Ausland in der Entwicklungszusammenarbeit tätig gewesen war.
Eine Kombination, die ihm zugutegekommen sei. Das Lido sei neben seiner Funktion als Bewegungs- und Begegnungsort letztlich auch wegen der Stadtentwicklungskomponente ein spannendes Projekt gewesen.
Anfänglich mit acht Freunden gestartet, zähle sein Team mittlerweile um die dreissig Personen. «Uns hat es gefreut, wie vielfältig das Lido genutzt wurde.» Die Kombination von Bewegung und Gastronomie sei optimal gelaufen, sagt Schmidlin und erinnert sich: «Die Nutzung der Beachvolleyfelder war ‹crazy› – bis in die frühen Morgenstunden wurde auf den Feldern gespielt.»
Geschätzt wurde aber laut Schmidlin auch das Unfertige und Ungezwungene: «Das Setting bot Freiheit pur – auf dem ganzen Areal gibt es diese Freiräume, schon wenn man beim Bahnhof St. Johann um die Ecke kommt, spürt man das. Nicht alles war eng und durchdacht.» Ob dieses Gefühl der Zufälligkeit bei einem festen Betrieb gleich gewesen wäre, bezweifelt er: «Vielleicht verliert das Ganze seinen Charakter, wenn man weiss, dass man bleiben darf.»
«Für das Lido als Ganzes, wie es hier steht, haben wir, Stand heute, keine Alternative.»
Till Schmidlin
Schon länger halten Schmidlin und das Lido-Team die Augen für eine Alternative offen. Unterschrieben sei jedoch noch nichts, und dass man die Sportanlagen samt den 160 Tonnen Sand, der ganzen Infrastruktur und den Gastrobetrieben versetzen könne, halte er für unwahrscheinlich. «Für das Lido als Ganzes, wie es hier steht, haben wir, Stand heute, keine Alternative.» Hinweise und Ideen seien willkommen.
Anders die Sportanlagen: Diese können zeitnah versetzt werden. Dabei habe man zwei Favoriten. Bis alles unter Dach und Fach sei, wolle er aber noch nicht verraten, wo. Nur so viel: Man bleibe so nahe am Lido wie möglich.