Basel Wirtschaft im Gespräch mit Patricia Falco Beccalli, Partnerin bei Falco Global Partners
Sie sind ein bekanntes Gesicht, waren CNBC-Moderatorin und haben in der Pandemie mit Mentorit.TV Ihren eigenen YouTube basierten TV-Kanal ins Leben gerufen. Zeitgleich sind Sie Unternehmerin und Private Equity-Investorin. Welchen Unterschied machen Frauen in dieser männerdominierten Domäne?
Es ist tatsächlich so, dass besonders der Private Equity-Sektor noch sehr stark von Männern dominiert wird. Eine aktuelle Studie von Preqin und McKinsey & Co. zeigt, dass z.B. in den USA lediglich 12.7% Frauen eine exekutive Position in Private Equity-Fonds belegten. Das ist nicht mal die Hälfte der Frauen im Finanzwesen. Die Aufstiegschancen sind zudem limitiert, denn die meisten Private Equity-Firmen basieren auf engen Banden zwischen den Gründern und Senior Fund Managers, die meist bis zum Exit des Funds in ihrer Rolle verbleiben.
In den letzten Jahren haben allerdings einige Frauen ihre eigenen Private Equity-Fonds aufgesetzt, wie zum Beispiel Lindsay McMurray. Sie ist Mitgründerin von Pollen Street Capital in London und verantwortlich für 3.2 Milliarden Pfund an Assets.
Aber lassen Sie mich Ihre Frage auch von einer anderen Perspektive und als Mitgründerin unserer Private Equity-Firma, Falco Global Partners, beantworten. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich das Geschäftsmodel des Private Equity weiterentwickeln muss. Traditionell steht das ‚Financial Engineering‘ im Vordergrund, um ‚Added Value‘ einer Portfolio Firma zu generieren. Oft ist es so, dass erst dann operativ ‚eingegriffen‘ wird, wenn die Firma in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt…und das Haus schon lichterloh am ‚Brennen‘ ist.
Wir bei Falco Global Partners gehen unsere Investitionen gleich zu Anfang operativ und ‚Hands On‘ an und unterstützen das Management vom ersten Tag an, ihre Ziele zu erreichen. Anders ausgedrückt, wir werden zu den operativen Partnern des Managements und sind somit mehr als Finanzinvestoren: wir werden Teil des ‚day-2-day‘ operativen Teams.
Dieser eher neuartige Zugang zum Geschäftsmodell im Private Equity, bedeutet dass die Roller der ‚weiblichen‘ Qualitäten, wichtiger werden. Jeder Erfolg oder Misserfolg hängen letztlich von ‚People- und Team Management‘ ab. Und oft sind die sogenannten ‚Soft Skills‘ von Frauen, wie zum Beispiel Empathie, Teamfähigkeit, oder Organisationstalent, dann wichtiger für langfristiges Wachstum als Financial Engineering. Emotionale Intelligenz ist ein entscheidender Erfolgsfaktor im Private Equity-Geschäft.
Wie das Portal finews.ch schreibt, ist Ihr Unternehmen Falco Global Partners angetreten, den „Private Equity Markt aufzumischen“. Was machen Sie anders als andere Player?
Simpel ausgedrückt, Falco Global Partners legt Hand an und unterstützt das Unternehmen operativ und im ‚Day-2-Day‘, vom ersten Tag unserer Akquisition. Wir sagen immer: ‚We are company builders ‘! Gemeinsam verfügen wir über mehr als 250 Jahre an industrieller Erfahrung auf globalem Niveau. Unsere Investment-Firmen und Corporate-Clients zeigen die gesamte Bandbreite unserer Expertise auf, sei es im ‚Start-up‘, KMU oder im ‚Blue Chip‘ Bereich. Egal wie gross oder klein ein Unternehmen ist oder dem Sektor, in dem es tätig ist oder welche Produkte, bzw. welcher Service angeboten werden. Primär steht die Struktur, die Exekution der Strategie und Talent Management im Vordergrund. Eine Firma ist eben mehr als eine Bilanz oder ein Profit und Loss Account.
Das weitverbreitete Negativ-Image von Beteiligungsgesellschaften, das der ‚Heuschrecke‘, wird sich in Zukunft ändern! Davon sind ich und meine Partner überzeugt! Allein mit diesem operativen Investmentzugang, können langfristig wertvolle und erfolgreiche Unternehmen geschaffen werden.
Wie beurteilen Sie das aktuell herausfordernde Marktumfeld mit steigenden Zinsen und einer drohenden Rezession für die Private Equity-Branche? Welche Auswirkungen haben diese Faktoren auf die Start up-Szene und auf Innovationen im Allgemeinen?
Das Wirtschaft-und Zinsumfeld wird zunehmend schwerer und dies für alle Sparten weltweit. Viele der Gründe kennen wir, wie zum Beispiel die erlebte Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine. Allerdings bin in der Meinung, dass die von der FED eingeläutete Zinswende schon lange fällig war. Der Preis des Geldes war zu lange ‚zu billig‘. Auch der Private Equity-Sektor hat die jahrzehntelange Niedrig-Zinspolitik genutzt, um die Portfolios der Fonds mehrfach zu ‚leveragen‘, also mit Krediten zu ‚beladen‘. Durch einen zunehmend illiquiden Geldmarkt, erwarte ich harte Zeiten für meine Industrie. Einerseits sehe ich ein ‚Detoxing‘ auf den Private Equity-Sektor zukommen. Sollte das Zinsumfeld auf längere Zeit auf einem hohen Niveau bleiben, werden einige Anbieter eventuell sogar schließen müssen. Investoren für neue Fonds werden auch vorsichtiger in den privaten Markt zu investieren. Auch glaube ich, dass die Management-Fees der Fonds unter Druck kommen. Für Start-ups und Scale-up Firmen, wird der Wind auch rauer. Das Wirtschaftswachstum wird sich abschwächen, das Fund-Raising wird mühsamer und, zudem werden die Start-up-Bewertungen komprimiert. ‚A perfect storm‘.
Positiv gesehen, ist besonders die Nivellierung der Evaluationen sehr gut. Wir können in Unternehmen zu einem besseren Preis investieren – das so genannte ‚Bottom Fishing‘ kann lukrativ sein. Dazu braucht es aber mindestens drei wichtige Faktoren: 1. Konservative Due Diligence mit Weitblick 2. Eine möglichst finanzierungs-freie Wachstums-Strategie, und 3. Der oben genannte operative Zugang zum Fonds Management
Sie blicken auf eine langjährige internationale Karriere zurück, sprechen zig Sprachen und sind in diversen Sparten sehr erfolgreich. Welche Tipps haben Sie für junge Frauen, die heutzutage eine ähnliche Karriere machen wollen?
Es gibt sicherlich viele ‚Wege die nach Rom‘ führen. Aus meiner Erfahrung kann ich das ‚Mach es!‘ und ‚Lass es!‘ erwähnen. Netzwerken, Neugier und der Wille zur undogmatischen Weiterentwicklung stehen für mich ganz oben auf meiner ‚Mach es!‘ Liste. Wovon ich abraten würde: Konkurrenzdenken, besonders männlichen Kollegen gegenüber, Inflexibilität und Selbstzweifel. Besonders der letzte Punkt ist einer meiner eigenen Schwachstellen